Verschnitt - die hohe Kunst der Fasstechnik
Beim Verschnitt handelt es sich um eine Fasstechnik in unterschiedlichsten Varianten, die dem Juwelenfasser ein hohes Maß an Können abverlangt. Kommt die Fasstechnik Verschnitt zur Anwendung, wird das Material mit feinpolierten und geschliffenen Widiastahl-Sticheln geschnitten oder verschnitten. Für diesen Zweck schneidet der Edelsteinfasser parallel zu den im Vorfeld gesetzten Bohrlöchern eine schräge Kante. Dabei bleibt nur so viel Material stehen, wie es für die Befestigung der Brillanten nötig ist. Seinen festen Halt erhält der Edelstein, indem die Körner leicht über die Rundiste, den kreisrunden Rand zwischen Oberteil und Unterteil, geschoben werden.

Geschnittene Flächen sind immer glatt und hochglänzend
Abhängig vom endgültigen Design eines Schmuckstücks stehen dem Juwelenfasser verschiedenste Verschnitt-Techniken zur Auswahl.
- Carrée Verschnitt (4-Korn, 12-Korn)
- Fadenfassung (4-Korn, 5-Korn, 6-Korn)
- Pavée, parallel oder versetzt
- Karmoisierung mit eingeriebener oder geschlossener äußerer Kontur
- Abgedeckte Fassung
- Rombenverschnitt
- Konturenverschnitt
- Musterverschnitt oder Modelverschnitt
- Vollverschnitt
- Vorverschnitt
- Millegriffes
Das Wissen um anspruchsvolle Fasstechniken wie Millegriffes, Konturenverschnitt und abgedeckte Fassungen wird in der modernen Ausbildung immer seltener an die angehenden Edelsteinfasser weitergegeben.
Carrée Verschnitt
Bei dieser Verschnitt-Technik unterscheidet man zwischen dem 4-Korn-Carrée und dem 12-Korn-Carrée. Die Körner werden im Carrée am Edelstein platziert. Bei der 4-Korn-Variante kommen vier Körner zum Einsatz, während der Edelsteinfasser bei der 12-Korn-Variante in jeder Carrée-Ecke drei Körner platziert.
Fadenfassung
Die Fadenfassung kommt oft auf Ringschienen oder Trauringen zur Anwendung. Bei der Fadenfassung werden mehrere Edelsteine so dicht wie möglich aneinandergereiht. Wie beim Carreé unterscheiden Juwelenfasser zwischen den Varianten 4-, 5- und 6-Korn. Je nach gewählter Variante umrahmen vier, fünf oder sechs Körner jeden einzelnen Edelstein.
Pavée ugs. Pflasterfassung
Pavée leitet sich aus dem Französischen ab und bedeutet "pflastern", also im übertragenen Sinne eine mit Brillanten gepflasterte Metallfläche (Pflasterfassung). Pavée beschreibt somit das Einfassen mehrerer gleich oder ungleich großer Edelsteine in eine Fläche. Die Anordnung der Edelsteine erfolgt im gleichmäßigen Abstand parallel oder versetzt. Die Metallzwischenräume werden komplett mit Körnern ausgefüllt.
Karmoisierung
Bei dieser Verschnitt-Technik handelt es sich um die abgewandelte Form der Pavéefassung. Werden die Edelsteine beim Pavée parallel oder versetzt angeordnet, erfolgt dies bei der Karmoisierung kreisrund, indem ein großer Stein den Mittelpunkt bildet. Mehrere kleinere Steine umrahmen den großen Edelstein. Kombiniert der Juwelenfasser diese Fasstechnik mit einer eingeriebenen äußeren Kontur, spricht man von einer Blümchenfassung, da auf diese Weise die klassische Blümchen-Optik entsteht. Alternativ gestaltet der Edelsteinfasser die äußere Kontur geschlossen kreisrund.
Abgedeckte Fassung
Bei der abgedeckten Fassung handelt es sich um eine Fasstechnik aus der Zeit des Jugendstils, die den Edelstein optisch vergrößern soll. Für diesen Zweck wird der Edelstein durch seitlich angebrachte Körner befestigt. Die zwischen den Körnern befindliche Fläche sticht der Juwelenfasser schräg nach unten ab und bearbeitet sie so, dass eine glänzende Fläche entsteht. Heute kommt diese Fasstechnik bevorzugt bei der Restauration oder Rekonstruktion zum Einsatz.
Rombenverschnitt
Beim Rombenverschnitt wird ein einzelner Edelstein mittig in einer rombenförmigen Fläche platziert. Dabei setzt der Juwelenfasser am unteren und oberen Ende jeweils ein Korn oder drei Körner (2- und 6-Korn-Variante). Die äußerst genaue Ausrichtung von Edelstein und Körnern ist bei dieser Fasstechnik unerlässlich.
Konturenverschnitt
Bei der aufwendigen Fasstechnik Konturenverschnitt, schneidet der Edelsteinfasser feine Metallkonturen, in fortlaufendem Muster in das Material. Mittig in diese Konturen werden die Edelsteine eingebettet.
Musterverschnitt oder Modelverschnitt
Beim Musterverschnitt oder Modelverschnitt handelt es sich um eine Verschnittfassung ohne darin befestigte Steine. Er kommt bei im Schleuderguss hergestellten Gold-Modellen zum Einsatz. Ein sauber angelegter und um zehn Prozent größerer Verschnitt ist in diesem Fall unverzichtbar, da das Modell im Schleuderguss entsprechend schrumpft.
Vollverschnitt
Der Vollverschnitt beinhalten alle Arbeitsschritte, wie die Einteilung der Brillanten, das Bohren, das Verschneiden und das Befestigen der Brillanten. Im Gegensatz zum Vorverschnitt, weißt das Schmuckstück in seiner ursprünglichen Form keine Bohrung und keinen gegossenen Verschnitt auf.
Vorverschnitt
Der Vorverschnitt bezeichnet das Befestigen der Steine an einem im Schleuderguss hergestellten Schmuckstück. Da die Verschnittfassung vor dem Einsetzen der Steine nur leicht nachgearbeitet werden muss, ist diese Technik eine zeitsparende Variante des Vollverschnitts.